Alien - In den Schatten (Audible 2016)

  • Hallo zusammen,


    ich hatte die Möglichkeit das Hörspiel vorab zu hören und möchte euch nun meine Meinung darüber nicht vorenthalten:


    Vorweg muss ich sagen, dass ich bisher kaum eine Berührung mit einem der Alien Filme hatte. Lediglich das Ende des vierten Films habe ich vor Jahren einmal im Fernsehen gesehen. Als Neuling im Alien Universum hat man es beim ersten Hören etwas schwer in das Geschehen herein zu finden. Doch nach ca. einer halben Stunde hat man sich eingefunden. Während ich diese Zeilen schreibe, höre ich den Anfang erneut und kann sagen beim zweiten Hören fällt das hinein finden von Anfang an erheblich leichter.


    Leider fand ich die Geschichte die hier erzählt wird nicht sonderlich spannend. Der Bergbaufrachter Marion schwebt im Weltall über einem Planeten mit einer Mine. Die Bergbauarbeiter stoßen durch Zufall auf die Aliens. Diese gelangen mit einer kleinen Raumfähre auf den Frachter Marion. Natürlich wird der Großteil der Besatzung erst einmal von den Aliens getötet. Nur eine kleine Gruppe der Besatzung überlebt und versucht mit Hilfe von Ripley, die in ihrer Rettungskapsel schlafend durch das All trieb und von der Marion aufgelesen wurde, lebend vom Schiff zu entkommen. Wenn das entkommen jedoch so einfach wäre, dann wäre die Geschichte an dieser Stelle ja schon vorbei. Der einzige Weg ist Ripleys Rettungskapsel. Diese muss jedoch erst einmal mit Treibstoff versorgt werden. Ein Weg in die Mine und damit in die Höhle des Löwen ist also unumgänglich.


    Ich habe leider zu keinem der Charaktere eine tiefere Bindung aufbauen können, da man recht wenig über die einzelnen Personen erfährt. Im Grunde bekommen nur Ripley und Hooper ein wenig Tiefe, die anderen Figuren sind unwichtig. Dementsprechend ist es einem dann auch egal wenn der ein oder andere Charakter stirbt. Das Hörspiel wirkt recht lang gezogen und besteht zu einem Großteil daraus dem Hörer zu erzählen was im ersten Film passiert ist und zu erklären warum die Aliens so gefährlich sind. Da der Erzähler im Hörspiel fehlt beschreiben die Charaktere auch immer ganz genau ihre derzeitige Umgebung und auch in Kampfszenen wird ausführlich beschrieben was gerade passiert. Dies wirkt etwas unnatürlich da man doch in einer Kampfsituation eigentlich mit anderen Dingen beschäftigt ist, als genau zu beschreiben was passiert. Eigentlich hätte man das mit entsprechender Geräuschkulisse besser lösen können.


    Geräuschkulisse ist der nächste Punkt der mir teils negativ aufgefallen ist. Gegen eine sparsame Geräuschkulisse ist sicher nichts ein zu wenden, schließlich befindet man sich auf einem beinahe verlassenen Frachter bzw. in einer verlassenen Miene. Wird die Gruppe von Aliens bedroht wirkt es jedoch immer als sei das Alien 10 Meter von der Gruppe entfernt. Zusammen mit den beschreibenden Sätzen die die Charaktere von sich geben, mag einfach keine bedrohliche Atmosphäre aufkommen.


    Die Sprecher des Hörspiels machen, wie ich finde, einen guten Job. Auch hier möchte ich die Sprecher von Ripley und Hooper hervorheben. Karin Buchholz spielt ihre Rolle sehr überzeugend und zieht einen im Intro des Hörspiels schon in ihren Bann. Wäre der Rest des Hörspiels nur auch so spannend! Auch Dietmar Wunder als Hooper merkt man an, dass er Freude am Spielen hat. Das wundert mich auch nicht, denn soweit ich weiß, liebt er es Hörspiele zu machen. In weiteren Rollen agieren Michael Iwannek, Ann Vielhaben, Bernd Vollbrecht und David Nathan. Auch deren Leistung geht in Ordnung.


    Abschließend kann ich „Alien – In den Schatten“ eher eingefleischten Alien Fans empfehlen. Es ist fraglich, ob es den „normalen“ Hörspielhörer vom Hocker hauen wird. Schlecht produziert ist es sicherlich nicht, sieht man von dem Problem mit den weit entfernt wirkenden Aliens ab. Die Schwächen liegen in der Geschichte bzw. im Script. Das Hörspiel ist einfach zu lang gleichzeitig passiert zu wenig. Diese Probleme ergeben sich wohl daraus, dass Audible die Geräusche und das Script des Englischen Schwester Hörspiels übernommen bzw. übersetzt hat. Es ist erfreulich, dass Audible uns nun regelmäßig mit Hörspielen beglückt. Es wäre jedoch nicht schlecht, wenn Audible Deutschland in der Gestaltung seiner Hörspiele ein wenig mehr Eigenständigkeit bekommen würde.

  • Als Kenner und Fan der Alien-Filmreihe (zumindest mal der ursprünglichen zwei oder auch drei Teile), glaubt man ja eigentlich zu wissen, was zwischen dem sehr gruseligen reduzierten ersten Film und dem actiongeladenen Ballerfest genannt "Aliens" mit Ripley passiert ist. Richtig, Nichts! Im Kälteschlaf in ihrer Rettungskapsel treibend hatte sich Ripley am Ende des ersten Films vor dem erbarmungslosen Alien in Sicherheit gebracht und Sigourney Weaver als zerbrechliche, angsterfüllte und toughe Offizierin an Board der Nostrome geglänzt. Für den Bruchteil der Medieninteressierten-Bevölkerung, der diesen Referenzfilm von Ridley Scott aus dem Jahr 1979 noch nicht kennen sollte - die Geschichte ist schnell erzählt:


    In ferner Zukunft ist das Raumschiff Nostromo mit Minimalbesatzung dabei, zur Erde zurück zu fliegen, als plötzlich der Bordcomputer selbstständig den Kurs wechselt, um auf einen empfangenen Notruf zu reagieren. Die Crew inspiziert die Quelle, ein Mitglied wird von einem außerirdischen Wesen befallen, welches in parasitärer Art einen Embryo in eben diesen einpflanzt. Dieser schlüpft binnen kürzester Zeit, wächst sehr schnell und schleicht sich auf der Nostromo durch allerlei Rohre und Tunnel und stellt mit seiner brutalen Jagd auf die Crew nicht nur eine Bedrohung der Mannschaft dar, sondern auch der Menschheit. Denn mit seiner körperlichen Beschaffenheit (Säure als Blut!) stellt es nicht nur eine Bedrohung dar, sondern könnte auch als Waffe eingesetzt werden. So jedenfalls der Plan hinter der Gesellschaft, der das Raumschiff gehört, die den Computer manipuliert und den Creweigenen Android Ash darauf ansetzt, das Überleben des Aliens als höchste Priorität zu setzen...vor dem Leben der Crew. Der Plan geht nicht auf, Ripley schafft es als einzige den Androiden auszuschalten, die Nostromo zu zerstören und das Alien zu vernichten, bevor sie sich in einer Raumkapsel selbst retten kann.


    Soweit der Rahmen, soweit die Vorgeschichte. Nun spielt das Hörspiel Alien - In den Schatten, zwischen den ersten beiden Filmen. Jedoch passiert in dieser Lücke eigentlich nichts mit Ripley, außer dass sie schlafend auf der Suche nach Rettung durch den Raum treibt. Was wir jedoch nicht wussten: Ripley wird von der Crew eines Bergbaufrachters namens Marion aufgegriffen, kurz bevor die (ebenfalls wie im Film Alien) kleine Crew Zeuge wird, wie die Bergbautrupps auf der Oberfläche eines Planeten von Aliens überrannt werden und auf äußerst brutale Weise umkommen. Die Schiffe dieser Bergbauer kommen zur Marion zurück, beide werden dabei sehr stark zerstört und eines bringt sogar Passagiere in Form von vier Aliens mit. Ripleys Kampf beginnt von neuem, wieder steht sie mit einer kleinen Gruppe von kämpferisch unerfahrenen Leuten und schlecht ausgerüstet den Außerirdischen gegenüber.


    Schade! Zu stark sind für mich die Parallelen zwischen dem ersten Film und der hier im Hörspiel erzählten Geschichte. Die Personenkonstellation ist zu ähnlich. Zudem holpert der Einstieg. Aus Sicht der Filmkenner hat man ein anderes Hintergrundwissen, denkt, es würden andere Dinge geschehen. Dadurch, dass die Geschichte die Geschehnisse zwischen den ersten beiden Filmen neu erfindet, muss man erst umdenken. Hat man dies geschafft, steht man auch schon vor der nahezu gleichen Ausgangslage wie in Teil 1 der Filmreihe. Die Parallelen erweitern sich...der Android Ash aus dem ersten Teil, hat es anscheinend vor seinem Ableben geschafft, sich in den Bordcomputer von Ripleys Rettungskapsel einzuspeisen und ist nun Teil des Bordcomputers der Marion und hat Zugriff auf Türen, Schleusen und auch die Überwachungskameras und hat als Beobachter die Fäden in der Hand, um seine Mission zu erfüllen: ein Exemplar der Aliens auf die Erde zu bringen.


    Im weiteren Verlauf der hohen Spielzeit von 270 Minuten versucht die Crew sich mithilfe eines der Raumschiffe zu retten, muss dazu jedoch mehrmals in Konfrontation mit den Aliens treten. Improvisiert Waffen (siehe Film 1) und wird mehrfach von Ash bedroht und Irre geleitet.


    Die Erzählweise hat dabei für mich zwei Clous. Zum einen ist das David Nathan, der als Computerstimme den Protagonisten beim Betreten und Verlassen der Räume auf dem Schiff immer wieder ein "Willkommen - auf der Brücke" und dergleichen entgegenträllert. So meidet man müßige Ortsbeschreibungen, durch einen Erzähler. Des Weiteren agiert Ash als das, was er ist. Ein allwissender Kommentator. Immer wieder werden beschreibende Monologe des Computers eingeblendet, begleitet vom Retro-Sound von auf dem Bildschirm erscheinenden Buchstaben. Klasse! Das vereinfacht viele Situationen, da man Ashs Planung der nächsten Schritte erfährt und immer wieder Geschehnisse zusammengefasst werden. Als Gegner gefällt mir dieses Computer-Ich fast noch besser als die Titelgebenden Aliens. Die bleiben vergleichsweise blass. Dazu haben die Crewmitglieder Wissen, welches sich eigentlich erst durch die Verfilmungen entwickelt. Ripley kann natürlich schon viele Sachen vermitteln, die sie zuvor erlebt hat. Auf mich reagiert die Crew jedoch zu abgedroschen, man findet sich schnell mit dem Dasein der Aliens ab und verhält sich im Anschluss ziemlich abgebrüht und sachlich, statt panisch, kopflos und von der Tatsache, kaum eine Überlebenschance zu haben, schlicht überfordert. Das spielgelt sich auch in den Sprechern. Die Vorträge und Dialoge sind mir oft zu sachlich und emotionslos in Anbetracht der gebotenen Ausgangslage. Die Länge des Hörspiels ist dabei nicht förderlich. Eigentlich ist die Crew ständig in Bewegung und es geschehen abwechslungsreiche Ereignisse, jedoch werden diese zu oft und ausgiebig besprochen und dann zu leidenschaftslos vorgetragen. So kommt es leider nur teilweise zu so gruselig-spannenden Momenten, wie im ersten Teil, oder spannungsgeladenen Action-Parts, wie in Teil 2. Man stolpert sich mehr oder weniger durch die Handlung.


    Technisch gibt es auszusetzen, dass man die Umgebung akustisch hätte stärker zeichnen können. Der beschriebene Computer-Schreib-Sound oder den Schiffseigenen Ortserkenner, bleiben rühmliche Ausnahmen, der ansonsten aus meiner Sicht sehr reduzierten und auf die Dialoge fokussierten Umsetzung. Bei Science Fiction erwarte ich einfach mehr, mir sind auch einige wabernde Sounds aus dem ersten Film noch gut im Ohr, die Spannung hätten erzeugen können.


    Diesen Einschub zum Schluss wieder passend in den Film-Serienkosmos einzubinden ist eine besondere Herausforderung. Mein Urteil: gelungen mit leichten Abstrichen – mehr möchte ich dazu nicht verraten.
    Ich kann dieses Hörspiel somit nicht uneingeschränkt empfehlen. Genau an dieser Stelle einen Einschub in die Film-Geschichte als Hörspiel zu bekommen ist ein gelungener Kunstgriff, da sich die Reihe mit den späteren Filmen und dem Prequel zunehmend verstrickt und für mein Empfinden auch verzettelt hat. Direkt nach dem ersten Film ist die Ausgangslage noch vergleichsweise unkompliziert und auch nach dem Geschmack vieler Fans. Für genau diese ist das Hörspiel dann auch noch als Empfehlung zu werten. Allgemein fehlt es mir für eine generelle Empfehlung leider an zu vielen Punkten der Bearbeitung an dem letzten Quäntchen Perfektion. Und wer mit dem Franchise nicht bewandert ist, bekommt ein eher zähes Hörspiel, dass in allen Belangen der Produktion noch Luft nach oben lässt.